Zweites Arbeitstreffen KEB

Kommunaler Entwicklungsbeirat befasst sich mit Wärmestudie, INSEK und Energiemanagement

Es war ein intensives Arbeiten in den Räumen des E-Werks Anfang Oktober: allein für das Thema Energie (eines von drei Themen) gibt es so viele Grundlagen zu beachten, um mitsprechen zu können. Nachhaltigkeitsmanager Martin Gärtner gab einen Überblick über das Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt Weißwasser/O.L., das seit 2014 vorliegt, in großen Teilen noch nicht umgesetzt ist. Gärtner, der selbst erst seit Mitte 2022 für die Kommune arbeitet, sieht einen Hauptgrund für die mangelnde Umsetzung in der dünnen Personal- und Finanzdecke der Kommune. Zumindest die personelle Situation hat sich mit seiner Stelle geändert und wird sich perspektivisch ab dem Jahr 2024 mit einem Energiemanager nochmals verbessern.

Dass die Kommune gut daran tut, den eigenen Energieverbrauch zu senken, hat inzwischen nicht mehr nur Gründe des Klimaschutzes. Die steigende CO2-Bepreisung machen Energie zu dem, was es tatsächlich ist: ein wertvolles und auch rares Gut. Besonders eindrücklich berichtete dies Carina Zell-Ziegler vom Ökoinstitut Berlin, die online zugeschaltet war. „Wollen wir unseren jetzigen Energieverbrauch CO2-neutral aufrechterhalten, bräuchten wir das siebenfache an Erneuerbaren-Energien-Anlagen in Deutschland. Senken wir hingegen den Verbrauch und fahren eine sogenannte Suffizienz-Strategie, ließe sich der gleiche Bedarf mit einem „nur“ dreifachen Ausbau erreichen“, so Zell-Ziegler. Ein Teil der Beiräte befasste sich deshalb damit, wie Weißwasser sinnvoll und ohne Einschränkung von Lebensqualität sparen könne.

Kommunaler Entwicklungsbeirat Weißwasser/O.L.
Foto: Martin Gärtner

Dass es beim Thema Energie nicht nur um Strom geht, sondern auch um Wärme (und Kälte), ist spätestens seit der Novelle des Gebäudeenergiegesetztes (GEG), flankiert vom Wärmeplanungsgesetz (WPG), im Bewusstsein aller. Aufgabe der Kommune wird es sein, bis spätestens 2028 einen kommunalen Wärmeplan vorzulegen der die Grundlage für eine klimaneutrale Wärmeversorgung ist. Der Fahrplan wird Bürgern und Bürgerinnen sowie Unternehmen wichtige Informationen über mögliche Potentiale aufzeigen, der Kommune helfen richtige Entscheidungen zu treffen und alle lokalen Akteure bei individuellen Investitionsentscheidungen für kosteneffizientes, klimagerechtes Heizen unterstützen.

Die Geschäftsführerin der Stadtwerke, Katrin Bartsch, nahm am gesamten KEB teil und stellte in diesem Rahmen auch die gemeinsam beauftragte, druckfrische Transformationsstudie der Stadtwerke Hoyerswerda, Spremberg und Weißwasser vor. Diese zeigte, wie speziell Fernwärme zu einer klimaneutraleren Wärmeversorgung beitragen kann. In der gemeinsamen Diskussion wurde deutlich, dass die anstehende Wärmewende eine Aufgabe ist, die stärker als bisher die Kooperation und frühzeitige Absprache aller Seiten notwendig macht. Denn mit den neuen Zielsetzungen einer klimaneutralen Wärmeversorgung können auch Bürger und Unternehmen zu aktiven Gestaltern der Wärmewende werden. Sei es durch ihre Entscheidung als Verbraucher oder auch durch die sich neu auftuenden Möglichkeiten als Produzent.

Das Konzept KEB, also die Zusammenarbeit von Wirtschaftsvertretern, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung, kann gerade vor diesem Hintergrund besonders fruchtbar sein.

Beirat erarbeitet Leitlinien

Nach sehr viel Input erarbeiteten die Mitglieder des KEB einen ersten Entwurf von Leitlinien für Energieproduktion und -verbrauch, der beim nächsten Mal finalisiert und abgestimmt werden soll. Zur Grundlage machten sie sich dabei die Strategien der Nachhaltigkeit, die zu Beginn erläutert wurden. Hierzu gehört die Betrachtung ökonomischer, ökologischer und sozialer Belange ebenso wie ein effizienter, naturverträglicher Einsatz von Technologien und die Reduzierung des Verbrauchs (Stichwort: Effizienz, Konsistenz, Suffizienz). Über eines scheinen sich bereits jetzt alle einig zu sein: sie wünschen sich Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, sich an Investitionen und Wertschöpfung im Rahmen der Energieproduktion zu beteiligen.

Nicht genug mit dem großen Thema Energie, wandten sich die Beiräte kurz vor dem wohlverdienten Mittagessen noch dem Thema Stadtentwicklung zu. Mit dem neuen INSEK hat sich hier bereits eine Menge getan. Was genau, erfuhren die Mitglieder beim Gespräch mit Bauamtsleiterin Dorit Baumeister, die normalerweise Teil des Gremiums ist, für dieses Mal aber von der Tagung der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung online zugeschaltet war. Frau Baumeister erläuterte die Planungsvorgaben des INSEK inklusive der zahlreichen, durch Fördermittel finanzierten Anschlussprojekte. Ein Kraftakt, der – wie sie betonte – nicht allein von der Verwaltung zu bewältigen sei. Im Gespräch ging es deshalb auch um die Möglichkeiten, wie Kommunalverwaltung und Stadtgesellschaft sich in der Umsetzung von Projekten gegenseitig besser unterstützen können.

Zur Mittagspause gab es dann noch einen kurzen Besuch des Oberbürgermeisters. „Ich wünsche mir eine Verstetigung des Beirates“, so Torsten Pötzsch. Durch geschaffene und zu schaffende Stellen kann ein solches Gremium auch aus der Verwaltung heraus weiterhin unterstützt werden. Beispielsweise durch das Mitwirken der kommunalen Öffentlichkeitsarbeit oder der Mitarbeit des angesprochenen Energiemanagements. Damit kann dann auch fokussiert werden, was mit dem Energie- und Klimaschutzkonzept schon länger beabsichtigt war.

Ein erstes Ergebnis der KEB-Arbeit wird demnächst für die Stadtgesellschaft sichtbar, wenn der Wettbewerb über nachhaltige Lebensqualität in Weißwasser ausgelobt wird, der mit 3 x 10.000 Euro dotiert ist. Wer genau, zu welchen Themen und für welche Art von Projekten Ideen einreichen kann, dazu sammelten die Mitglieder des KEB am Samstagnachmittag noch erste Gedanken. Eine Teilgruppe hat diese inzwischen weiterentwickelt. Die Werbung von Teilnehmenden erfolgt ab Anfang Dezember, auch hier auf weisswassermachen.de.

Das nächste Treffen des KEB findet am 24. und 25. November 2023 statt.

Foto: Martin Gärtner

BMUV