Europäischer Fonds für Regionalentwicklung
Update: EFRE-Projekte auf dem Prüfstand
In der Stadtratssitzung am 06. März 2025 werden fünf Maßnahmen, die im Rahmen des Programms EFRE 2021-27 realisiert werden sollen, den Stadträten zur Entscheidung vorgestellt. Dabei geht es um den jeweiligen Umfang der Maßnahmen vor dem Hintergrund möglicher Einsparpotenziale.
Wer sich dazu informieren möchte, findet die Unterlagen (Beschlussvorlagen und Pläne) im ALLRIS der Stadt Weißwasser/O.L. oder kann gern die Stadtratssitzung am Donnerstag, 06. März 2025 besuchen.
Ziel der Stadtentwicklung
Die Stadt Weißwasser/O.L. hat mit der Neuaufstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK 2035) ihre strategische Zukunftsausrichtung formuliert. Ein wesentlicher Baustein ist die „Rückholung der Mitte“ als lebendiges, vielseitiges Zentrum.
Eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung stellt dafür die mittel- und langfristigen Weichen. Dies erfordert bei allen Entscheidungsträgern das Bewusstsein, jetzt die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern und parallel auch in künftige Anforderungen zu investieren.
Die Innenstadtlage gilt es dafür stadträumlich und funktional zu stärken. Schlüsselprojekte wie Bahnhof, ehemalige Glasfachschule oder die Herrichtung der Industriebrache Gelsdorfhütte als modernes Gewerbegebiet sind dafür Impulse.
Die Maßnahmen im Rahmen des EFRE-Programms setzen auf eine attraktive Innenstadt, die sich positiv auf das Lebensgefühl in der Stadt auswirkt, ihre Menschen mit Stolz erfüllt. Mit der geplanten Umgestaltung öffentlicher Räume zu attraktiven Aufenthalts- und Begegnungsorten soll die Innenstadt ihre Funktion als lebendige Mitte wieder aufnehmen. Die neue Attraktivität soll anziehend wirken, Leerstände im Gewerbe- und Gastronomiebereich sollen damit gezielt abgebaut werden.
Hintergrund
Die durch Abwanderung reduzierte, überalterte Bevölkerung kann bereits heute den Bedarf an Fachkräften nicht mehr abdecken. Dieser Umstand wird sich weiter verschärfen. Eine wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung kann daher nur gelingen, wenn die weitere Abwanderung von jungen Menschen gestoppt wird und die Stadt sich als vitales Mittelzentrum zwischen Cottbus und Görlitz etabliert und Reiz auf Rück- und Zuziehende ausstrahlt.
Dabei steht Weißwasser/O.L. im regionalen Wettbewerb. Wie auch für andere Kommunen im Kohlerevier bedeutet es, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung, sich als attraktive Lebensorte mit hohen Haltefaktor und hoher Anziehungskraft aufzustellen.
Nach Jahrzehnten der Schrumpfung bietet der eingeläutete, finanziell vom Bund und Land unterstützte Strukturwandel eine historische Chance, stellt die Stadt aber auch vor große Herausforderungen.
EFRE 2021-27
Das Programm EFRE 21-27 (Europäischer Fonds für Regionalentwicklung) umfasst neben der Ertüchtigung des Aufzugs an der Stadtbibliothek vier Maßnahmen im öffentlichen Raum der Innenstadt: Bahnhofsvorplatz, Straße des Friedens bis Bahnhof Waldeisenbahn, die Bahnhofstraße und das Schnitter-Areal. Alle Maßnahmen sind bereits bis zur Entwurfsreife (LP 3) gebracht und in der jeweilig so genannten „Maximal-Variante“ förderseitig durch den Rahmenbescheid finanziell gesichert. Die Förderquote beträgt durch Kumulierung der EFRE-Fördermittel mit Städtebaufördermitteln für alle fünf Maßnahmen 90 Prozent. Die Kommune trägt einen Eigenanteil von 10 Prozent.
Den im Dezember 2024 eingereichten Entwürfen geht eine Kooperative Bürgerwerkstatt im Sommer 2023 voraus, die sich dem gesamten Bahnhofsvorplatz und der Straße des Friedens widmete. Daraus gingen wesentliche Entwurfsinhalte hervor, zudem flossen aus der Werkstatt wie aus dem Fachkonzept Mobilität und Freiraum, welches bis Anfang 2025 für die Innenstadt erstellt wurde, viele Hinweise und Empfehlungen ein.
EFRE-Maßnahmen im Detail
Bahnhofsvorplatz
Der Bereich zwischen dem Bahnhof und der Kreuzung Bodelschwinghstraße ist ein innerstädtischer Freiraum mit hoher Bedeutung als Ankunfts-, Treff- und Verweilort.
Im Entwurf wird der Raum in drei Teilbereiche gegliedert (derzeitige Arbeitstitel) – den „Brunnenplatz“ direkt vor dem Bahnhof, den „Bahnhofsvorplatz“ und den „Bodelschwinghplatz“. Alle Plätze haben verschiedene Charakterzüge und Funktionen, bilden aber als Ganzes zukünftig den zentralen Ankunftsort („Tor zur Stadt und Region“, „Visitenkarte“) sowie innerstädtischen Treff- und Aufenthaltsort („urbanes Wohnzimmer“) der Glasmacherstadt.
Auszug aus der Entwurfserläuterung:
„Zur Attraktivitätssteigerung des Bahnhofsumfelds und des innerstädtischen Bereichs wird der Kreisverkehr [als solches] am Glasmacherbrunnen zurückgebaut und ein neuer, großzügiger Fußgängerbereich am Ausgang des Bahnhofsgebäudes geschaffen. Der neue Brunnenplatz dient als erster Ankunftsort, Wartesaal und Freisitz des Cafés im Bahnhof. Möblierung im Schatten neuer Bäume schaffen Aufenthaltsqualitäten.
Ein neuer großzügiger Überweg leitet die Ankommenden in das neue öffentliche „Wohnzimmer“ der Stadt Weißwasser/O.L. Unter dem Konzept „Tor zur Region“ werden Entsiegelungsmaßnahmen im Platzbereich vorgenommen. Die neuen Grünflächen lehnen sich formal an die schlanken Formen der Landschaft des Muskauer Faltenbogens an. Neben den Aufenthaltsbereichen dient der Platz dem Durchgang in alle Richtungen und einem Vernetzen der anliegenden Nutzer.
Der östliche Parkplatz verbleibt im Bestand. Die Parkplätze im Westen, entlang der Straße des Friedens werden reduziert und zukünftig von der öffentlichen Straße bedient. [24 Stellplätze für Dauerparker werden umverlegt, insgesamt erhöht sich durch das Parkraummanagement die Anzahl an Kurzzeit-/ Kundenstellplätze im Bereich Bahnhofsvorplatz.]
Der Kreuzungsbereich an der Bodelschwinghstraße wird umgebaut zu einem barrierefreien, fußgängerfreundlichen Bewegungsort, der die gegenüberliegenden Geschäfte und Anlieger ebenengleich vernetzt.
Geplante Gesamtkosten: 2.010.193,78 EUR
Anteil Eigenmittel: 201.019,38 EUR
Bahnhofsvorplatz Lageplan (PDF)
Bahnhofsvorplatz Visualisierung (PDF)
Mobilitätsachse „Von Bahnhof zu Bahnhof“
Das Konzept sieht das Schaffen einer rad‐ und fußgängerfreundlichen Verbindung von Bahnhof zu Bahnhof vor. Während der Auftakt am „Bodelschwinghplatz“ heute schon innerstädtischen Charakter hat, scheint sich gegenwärtig die Spur am Kreisverkehr Jahnstraße zu verlieren. Die Maßnahmen zielen im Wesentlichen auf die Verbesserung der Orientierung und Aufenthaltsqualität sowie auf die Anpassung defizitärer Situationen (Gehwege, Beleuchtung, Sitzmöglichkeiten) ab. Ein „Leitsystem“ soll die wichtige touristische Verbindung zwischen den Bahnhöfen aufwerten. Da die Straße des Friedens auch in der Zukunft eine Durchfahrbarkeit mit Bussen gewährleisten muss, sind verkehrsberuhigende Maßnahmen geplant, die nicht in den Querschnitt der Straße eingreifen. Der Eingang zum Kohlestaubplatz wird durch eine Platzgestaltung markiert.
Geplante Gesamtkosten: 720.957,56 EUR
Anteil Eigenmittel: 72.095,76 EUR
Mobilitätsachse Lageplan (PDF)
Mobilitätsachse Visualisierung (PDF)
Bahnhofstraße
Das Konzept umfasst hauptsächlich Maßnahmen im nördlichen Gehwegbereich. Der Grünstreifen entlang der Bahnhofstraße wird so verbreitert, dass der Gehweg eine Breite von 4,00 m behält. Bepflanzungen, Ausstattungselemente und kleine platzartige Flächen zur Nutzung durch Anlieger (z.B. als Freisitzbereich) werten den Grünstreifen auf. Es werden 11 Bäume zur Vervollständigung der Baumreihe geplant. Eingriffe in den Straßenraum sind nicht geplant, bis auf 2 Zebrastreifen.
Geplante Gesamtkosten: 206.672,52 EUR
Anteil Eigenmittel: 20.667,26 EUR
Bahnhofstraße Lageplan (PDF)
Bahnhofstraße Visualisierung (PDF)
Schnitter-Areal
Das Schnitter-Areal als innerstädtischer Freiraum soll aufgewertet und künftig verschiedenen Nutzungsansprüchen gerecht werden. Der zentrale Bereich soll auch weiterhin die Möglichkeit für Märkte/ Rummel bieten. Umlaufend sollen attraktive Aufenthaltsbereiche mit Freizeitangeboten für alle Altersgruppen geschaffen werden.
Die Eingangszonen an der Bautzener und der Görlitzer Straße sollen als einladende Stadtplätze die Wahrnehmbarkeit erhöhen und die Innenstadt funktional-gestalterisch aufwerten. Hier sind neben Bäumen und Sitzgelegenheiten auch Stellplätze für Pkws vorgesehen.
Die nördliche Grenze zur Bahn begleitend soll ein Erdwall Lärmschutz bieten. Am Endpunkt des Walls soll ein Kletter-/ Aussichtsturm als Anziehungspunkt fungieren, perspektivisch mit Option der Anbindung einer neuen Geh- und Radverkehrsbrücke zwischen Volkshaus und Rathaus.
Gesamtkosten: 1.690.061,80 EUR
Anteil Eigenmittel: 169.006,18 EUR
Schnitter-Areal Lageplan (PDF)