Um erste Impulse für eine Entwicklung des Bahnhofs und seines Umfelds zu setzen, fand im Oktober 2022 das Bau- und Kulturfestival „weisswassermachen stadtraum parcours“ als Reallabor für die Veränderung dieses wichtiges Ortes im Zentrum Weißwassers statt. In Kooperation mit ansässigen Kultureinrichtungen, Vereinen, Unternehmen und Institutionen wurden vom 10. bis zum 16. Oktober 2022 mehr als 20 temporäre Stadtmöbel und nutzbare Skulpturen entworfen und gebaut, die zu einer vielfältigen Aktivierung des Bahnhofsvorplatzes, zur Nutzung im Rahmen von Kulturveranstaltungen sowie zur besseren Vernetzung der Akteur*innen animieren sollten. Nach dem Festival wurden die mobilen Stadtmöbel an verschiedene Orte der gebracht, wo sie weitergenutzt werden. Mit der Kantine Mitropa 2.0 wurde das größtenteils leerstehende Bahnhofsgebäude wieder zu einem sozialen Ort, der Bahnhofsvorplatz erhielt mit der temporären Baufabrik einen städtebaulichen Rahmen.
Das Konzept für das Baufestival wurde gemeinsam von Constructlab (Alexander Römer und Grit Koalick) und dem Institut für Resilienz im ländlichen Raum (IRLR) und in Kooperation mit der Stadt Weißwasser entwickelt und umgesetzt. Das europaweite Netzwerk Constructlab wurde von Alexander Römer gegründet und vereint Künstler*innen aus vielen Disziplinen – von der Architektur und Landschaftsplanung über Design, Grafik bis hin zur Kochkunst. Das IRLR wurde 2022 von Cordelia Polinna und Simon Breth gegründet und arbeitet im Bereich einer resilienten Raumentwicklung an Projekten an den Schnittstellen von Architektur, Kommunikation und Zukunftsforschung.
Zunächst wurde aus Holz die Infrastruktur errichtet: Tische und Sitzmöglichkeiten, das Mobiliar der Kantine sowie die temporäre Baufabrik mit Werkbänken und Shed-Dach. Mit seiner offenen Struktur bildete es einen baulichen Rahmen und Blickfang für Passant*innen. Durch Schrift und Farbe wurde die Baufabrik im Projektdesign gestaltet. Hier wurden gemeinsam mit lokalen Kulturinstitutionen, Vereinen, Kitas, Schulen, der Kirche, der Verwaltung etc. in Serienproduktion die 22 Stadtmöbel gefertigt.
Als Abschluss der Bauwoche fand ein Fest mit vielfältigem Angebot aus Weißwassers Kultur-, Vereins und Sportlandschaft statt. Es herrschte reges Treiben: Auf dem Bahnhofsvorplatz konnten die Stadtmöbel entdeckt und getestet werden. Im Sinne der Eishockey-Tradition der Stadt gab die Mannschaft der Lausitzer Füchse eine Autogrammstunde, die Nachwuchs-Cheerleader “Foxettes” traten auf, Kinder konnten auf einem temporären Hockeyfeld den Puck ins Tor schießen. Die Feuerwehr Weißwasser positionierte sich mit einem Gerätewagen und zeigte mit dem Rauchhaus, wie sich Feuer und Rauch im Haus ausbreiten. Am Stand des Glasmuseums konnten Raritäten aus dem Depot und das Schnitter Bier erworben werden. Unter dem bunt beleuchteten Dach der Baufabrik führte die Gruppe “Dance Attack” eine Tanzperformance auf, die aus Weißwasser stammende Country-Band “Vergissmeinnicht” und die Dresdner Band “Riley und Voltz” spielten Live-Musik. Vor und im Bahnhofsgebäude gab es Speisen und Getränke – bis zur späten Stunde und mit Beats von DJ Locke. An den folgenden Tagen wurden die Möbel zu ihrem Zielort transportiert und an ihre Pat*innen übergeben. Die Sitzgelegenheiten wurden im Skatepark oder vor der Kirche aufgestellt und direkt von den Jugendlichen und Passant*innen genutzt.
Fotos: Tine Jurtz